Ist die ganze Babyausstattung wirklich notwendig?
von Jan Hunt

Werdende Eltern sehen sich mit vielen Babyausstattungsartikeln konfrontiert, von denen uns die Industrie und unsere Kultur glauben macht, dass wir ohne sie nicht leben könnten: Gitterbettchen, Babyschaukeln und Hopser, Laufstall, Kinderwagen, Flaschen und Flaschenwärmer, Schnuller, Babyfon und mehr. Es kann ein schwieriges Unterfangen sein zu entscheiden, ob diese Gegenstände wirklich notwendig und nützlich sind, besonders für junge oder werdende Eltern, die wenig Erfahrung im Umgang mit einem Säugling haben. Die meisten der heute erhältlichen Babyausstattungsartikel sind jedoch nicht nur unnötig und teuer, sondern auch schädlich. Sie sind alle ein Ersatz für natürlichere und nützlichere Dinge, die nur Eltern ihren Kindern geben können. Gegenstände wie Schaukeln und Hopser ersetzen das Spiel der Eltern mit dem Baby. Säuglingsnahrung, Flaschen und Flaschenwärmer ersetzen das Stillen. Schnuller ersetzen das Beruhigungsstillen. Gitterbetten ersetzen das Familienbett, der Laufstall ersetzt die Arme der Eltern und der Kinderwagen ersetzt das Tragen.

Viele dieser Artikel kamen in den 40er und 50er Jahren auf, als unsere Kultur, fixiert auf die "Modernisierung" der Nachkriegszeit, die Rolle der Mutter als einen weiteren Bereich ansah, der von modernen Erfindungen profitieren könnte. Während neue Errungenschaften im Haushalt wie beispielsweise Geschirrspüler, Staubsauger und Waschmaschinen uns die Hausarbeit erleichtert haben, haben Gegenstände, die mit unserer Aufgabe als Eltern zu tun haben, sowohl Eltern als auch Kindern das Leben nur erschwert. Es ist wesentlich wahrscheinlicher, dass sich ein Kind auf das Schlafen freut, wenn es neben den Eltern liegt und nicht allein in einem Gitterbett, denn so wird die Schlafenszeit zu einem freudigen Ereignis für alle, anstatt die am meisten gefürchtete Zeit des Tages. Da unsere Steinzeit-Babys mit dem instinktiven Wissen über ihre wahren Bedürfnisse einen natürlichen Umgang wie in alten Zeiten erwarten, werden sie sich unweigerlich gegen einen anderen Umgang wehren, dies führt zu wiederholten Konflikten. Solche Konflikte gefährden die Beziehung zwischen den Eltern und dem Baby, und zu welchem Zweck? Ich fühle tiefe Traurigkeit in mir, wenn ich von wohlmeinenden, aber falsch informierten Eltern höre, die ihr Baby im Gitterbett schreien lassen, bis es müde wird. Dieses Vorgehen ist nicht nur für alle Beteiligten schmerzhaft, es wird auch nicht Sinnvolles damit erreicht und es übermittelt dem Baby viele schädliche Botschaften: dass man sich in Zeiten der Not auf niemanden verlassen kann, dass sie es nicht wert sind, dass man sich um sie kümmert, und – am schlimmsten von allem – dass es in Ordnung ist, die Bedürfnisse und Gefühle anderer zu missachten, wenn man die Macht in einer Beziehung hat. Diese schädlichen Botschaften können dem Kind als allgemeine Lebensphilosophie erhalten bleiben, lange nachdem es das konkrete Ereignis vergessen hat.

Welche Artikel sind wirklich gut und nützlich für junge Eltern? Nicht sehr viele: ein Riesenbett (oder Futons auf dem Schlafzimmerboden), ein bequemes Tragetuch, ein Stillkissen und eine Fußbank, ein Stilltuch (wenn nötig), und vor allem Bücher, Zeitschriften und Artikel über den liebevollen Umgang mit Kindern, die von Herzen kommen. Wie Marilyn Hogan schrieb: "Babyausstattung sollte nur dazu dienen, die Beziehung zwischen Eltern und Baby zu vertiefen." Unglücklicherweise sind heute viele Artikel auf dem Markt, die für diese Beziehung nur schädlich sind.

Babys, die einfach darauf bedacht sind, dass Ihre legitimen Bedürfnisse erfüllt werden, haben so viel mehr verdient. Glücklicherweise kostet es nichts, ihre Bedürfnisse – liebevolle Zuwendung, Stillen, Schlafen im Familienbett und Tragen - zu erfüllen, und doch sind dies die wichtigsten Geschenke von allen.


© Copyright Jan Hunt
 

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin aus dem Amerikanischen übertragen von S. Mohsennia.
Original: Web-Seite des "Natural Child Project"

Jan Hunt ist Autorin des Buches "The Natural Child : Parenting from the Heart" (New Society, 2001).