Das Leben ohne Schule bedeutet, dem Lernenden zu vertrauen, dass er die Verantwortung für sein eigenes Lernen übernehmen kann. Es ist keine Methode, wie wir unsere Kinder unterrichten, sondern ein Prozess, den wir Erwachsenen durchlaufen, um die Lektionen unserer Jahre in der Schule zu verlernen und deren Einfluss rückgängig zu machen.
Schule hat uns gelehrt, dass Lernen nur an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit vonstatten gehen kann, unter Anleitung oder Zwang eines Lehrers.
Durch das Leben ohne Schule finden wir zurück zu unserer kindlichen Neugierde. Es ermutigt uns, darauf zu vertrauen, dass wir alle zu jeder Zeit lernen und dass wir die Experten sind, wenn es darum geht, zu wählen was, wann, wie, wo, wie viel und mit wem wir lernen.
Schule hat uns gelehrt, dass unsere Interessen unwichtig, ein Störfaktor, eine Zeitverschwendung, nur Spiel und nicht "das wirkliche Leben" waren.
Das Leben ohne Schule befreit uns, unseren Interessen zu folgen, wo immer sie uns hinführen. Wie John Holt in "Instead of education" sagte: "Wir lernen etwas von allem, was wir tun, und von allem, was uns passiert oder was man mit uns macht. Es ist die Qualität unserer Erfahrungen, die daraus resultierende oder ausbleibende Befriedigung, Aufregung oder Freude, die bestimmt, inwiefern jene Erfahrungen uns verändern – kurz gesagt, was wir lernen... Unser schnellstes, effizientestes, weitreichendstes, nützlichstes und dauerhaftestes Lernen entsteht dadurch, dass wir etwas tun, was wir selbst erwählt haben, und bei solchen Dingen brauchen wir oft wenig oder gar keine Hilfe."
Schule hat uns gelehrt, dass Experten wissen, wann jeder Lesen, Schreiben und Rechnen lernen sollte. Wenn wir nicht in ihren Zeitplan passten, drückten Sie uns Stempel wie langsam oder Legastheniker, ADS-Syndrom oder lernbehindert auf.
Das Leben ohne Schule beweist uns, dass wir alle auf unsere eigene Art lernen und wachsen, in unserem eigenen Tempo, und es gibt keinen Grund zur Eile. In der Sudbury-Valley-Schule in Massachusetts wird niemandem gesagt, er solle seine Tätigkeit unterbrechen, um lesen zu lernen (oder etwas anderes), dennoch lernen alle Schüler lesen, schreiben und rechnen. Manche bitten um Hilfe, andere bringen es sich auf geheimnisvolle Weise selbst bei. Manche lernen es, wenn sie vier sind, andere, wenn sie 12 sind, aber wenn sie 16 sind, kann niemand mehr feststellen, wer es "früh" gelernt hat und wer "spät".
Schule hat uns gelehrt, dass Lernen bedeutet, still zu sitzen, ruhig zu sein, die Regeln zu beachten, egal wie dumm oder schädlich oder unfair sie sein mögen. Und wenn wir nicht stillsitzen konnten oder wollten, wurden wir gezwungen, bestraft, beschämt, sogar mit Medikamenten behandelt, damit wir uns unterwerfen.
Das Leben ohne Schule erlaubt es uns, außerhalb der Linien zu malen. Lernen ist aktiv, leidenschaftlich, manchmal gesellig, laut und durcheinander, manchmal einsam, still und unsichtbar.
Schule hat uns gelehrt, dass wir nicht selbst für unser eigenes Leben und Lernen verantwortlich sein können, sondern auf Experten, Autoritäten, Regeln und Vorschriften angewiesen sind, damit wir das Richtige tun. Das ist besonders schwer zu verlernen, weil es nie jemand mit so vielen Worten sagt – es ist einfach die Annahme, die dem Schulungsprozess zugrunde liegt.
Das Leben ohne Schule respektiert unsere Intelligenz und unsere Tugend. Wir werden alle mit dem Wunsch und der Fähigkeit geboren, zu lernen, was wir wissen müssen, um unseren Beitrag als Mitglied unserer Familie und unserer Gesellschaft zu leisten. Das Leben ohne Schule entfesselt und entfaltet unsere angeborene Fähigkeit, die Ideen und Aktivitäten für uns selbst auszuwählen, die ein lebenslanges Lernen und Wachsen fördern.
Weil die meisten von uns so gut geschult wurden, brauchen wir manchmal
etwas Unterstützung von unseren Freunden, um uns zu entschulen. "Unschoolers
Unlimited" ist eine Gruppe für diejenigen unter uns, die lernen wollen,
sich selbst und unseren Kindern zu vertrauen. Wir veröffentlichen
einen Rundbrief und eine Diskussionsliste, damit wir in Kontakt bleiben
und uns gegenseitig unterstützen können. Wir veranstalten alle
zwei Monate Familientreffen, um miteinander zu spielen, Kontakte zu knüpfen,
Ideen, Informationen, Inspirationen und gutes Essen austauschen zu können.
Wir hoffen, dass Sie sich dazu gesellen.
Aus:
Shosie, Luz:
Smarting us up : the Un dumbing of America
2003
Aus dem Amerikanischen übertragen von S. Mohsennia
Web-Seite der Unschoolers Unlimited: borntoexplore.org/unschool/index.html