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Unser Sohn kam letztes Jahr zu Weihnachten vom Theater nach Hause und berichtete von einer Beobachtung. Auf dem Weg vom Theatersaal ins Foyer bemerkte er, wie Eltern ihren Kindern Anweisungen gaben, den Weihnachtsmann mit "Bitte" um Süßigkeiten zu bitten und "Danke" zu sagen, wenn sie sie erhalten hatten. Yonatan kam ins Foyer und war überrascht und verblüfft. Er sah, dass die Kinder tatsächlich "Bitte" und "Danke" sagten, ihre Eltern aber kamen daher und nahmen sich ihre Leckereien ohne etwas zu sagen.
"Die Eltern dieser Eltern haben ihnen mit Sicherheit beigebracht "Bitte" und "Danke" zu sagen, trotzdem scheinen sie es nicht gelernt zu haben.", sagte er. "Meinst Du, diese Kinder hören auch auf, "Danke" zu sagen, wenn sie erwachsen werden?"
Was soll ein Kind unserer Erwartung nach lernen, wenn wir ihm sagen: "Bedanke Dich bei Deinem Freund."? Die meisten Eltern glauben, dass das Kind lernen wird, dankbar zu sein und seine Dankbarkeit auszudrücken. Aber lernen Kinder diese Dinge wirklich, wenn ihnen gesagt wird, sie zu tun? Wie haben wir uns als Kinder gefühlt, als wir erinnert wurden "Danke" zu sagen? Wann haben wir wirklich ein Gefühl von Dankbarkeit entwickelt? Hat es uns dankbar gemacht, das Wort "Danke" auszusprechen, bevor wir das Gefühl hatten, das dem Wort entspricht? Oder haben wir das Gefühl der Dankbarkeit später entwickelt, ohne Zusammenhang mit jenen Aufforderungen? Ist es möglich, dass einige von uns sich darüber ärgern, wenn sie sich bei jemandem bedanken, mit jemandem teilen oder sich entschuldigen müssen, weil wir dies als Kinder gehasst haben?
Vielleicht kämpfen wir mit unserer Unfähigkeit, zu vertrauen. Ist es möglicherweise unwahrscheinlich, dass Kinder Dankbarkeit empfinden, zumindest nicht so, wie Erwachsene sie empfinden und ausdrücken? Könnte es sein, dass Dankbarkeit sich von Natur aus entwickelt, wenn die Bedürfnisse der Kindheit voll erfüllt werden? Vielleicht müssen wir Kindern die Gelegenheit geben, Dankbarkeit, Großzügigkeit und Freundlichkeit zu beobachten, anstatt ihnen diese Verhaltensweisen beizubringen.
Was sie durch unsere Aufforderung lernen
Wenn wir einem Kind nicht beibringen, echte Dankbarkeit zu empfinden und auszudrücken, indem wir es erinnern "Danke" zu sagen (oder andere Worte oder Taten des guten Benehmens) – was lehren wir es dann?
Einige mögliche Auswirkungen:
1. Das Kind lernt, dass es "gutes Benehmen" ist, wenn man anderen vorschreibt, was sie sagen oder tun sollen. Der Inhalt der Aufforderung geht praktisch verloren, da das Kind sich hauptsächlich dessen bewusst ist, dass ihm jemand sagt, was es tun soll.
2. Eine weniger offensichtliche Mitteilung ist diesen: "Ich kann mir nicht selbst trauen, dass ich weiß, was ich sagen oder tun soll; ich sollte mich auf Erwachsene verlassen (Autorität) und ihren Anweisungen folgen." (Abhängigkeit, Befehlsempfänger sein)
3. Mit dem Vorherigen verknüpft ist "Ich kann von mir aus nicht wissen, was ich sagen oder tun soll, deswegen bin ich nicht gut genug." (geringes Selbstvertrauen und das Gefühl, unzulänglich und unfähig zu sein)
4. Ein ähnliches Gefühl der Unzulänglichkeit kann aus dem Selbstzweifel entspringen: "Warum verspüre ich keinen Drang "Danke" zu sagen? Irgendetwas stimmt mit mir nicht."
5. Ein Kind lernt, etwas vorzutäuschen und sogar einfach zu lügen: "Ich verspüre keinen Drang, etwas zu sagen (zu teilen, zu helfen...), vermutlich wird von mir erwartet, dass ich lüge oder etwas vortäusche, das nicht meinen wirklichen inneren Empfindungen entspricht."
6. Mit der Zeit hasst das Kind, zu teilen oder "Bitte" und "Danke" zu sagen, weil es damit Gefühle des Ärgerns, Kontrolliertwerdens und Unechtseins assoziiert. Weil es etwas tut ohne es zu wollen, lernt es, den Ausdruck von Dankbarkeit (das Teilen etc.) zu hassen, und die natürliche echte Entwicklung seiner Manieren kann sich verzögern.
Unsere Erwartungen
Ein Aspekt des guten Benehmens, den wir schnell lehren wollen, ist, dass das Kind die (respektlose) Frage eines Erwachsenen nach dem Namen und dem Alter beantwortet: "Sag der Frau, wie alt Du bist, Johnny." ist eine Aufforderung, die wir aussprechen, wenn es uns peinlich ist, dass unser Kind nicht reagiert. Eines meiner drei Kinder hat auf solche Fragen von Erwachsenen nie geantwortet bis er weit über 7 war. In jeder dieser Interaktionen war ich auf seiner Seite und habe seine Bedürfnisse verteidigt. Ich teilte dem Fragenden mit: "Er scheint nicht mit ihnen sprechen zu wollen.", lächelte und fügte dann hinzu: "Ich kann mit ihnen sprechen, wenn Sie möchten." In späteren Jahren fand ich durch Fragen heraus, dass Lennon nun gerne Auskunft über sich geben würde, aber er wollte, dass ich für ihn sprach. Von dem Zeitpunkt an handelte ich in solchen Situationen anders. Ich wendete mich an Lennon und fragte: "Möchtest Du, dass ich Earl Auskunft gebe über Dich?" Manchmal wollte er das, manchmal nicht, und ich folgte einfach seiner Bitte. Lennon fühlt sich inzwischen selbstsicher genug und wohl dabei, die Fragen der meisten Leute selbst zu beantworten oder – was heutzutage sehr selten vorkommt – zu sagen, dass er nicht antworten möchte. Seine Wahl steht eindeutig im Zusammenhang mit der Authentizität der Person. Er ist allergisch gegen unechtes Gerede.
Als Mutter habe ich entdeckt, dass die Manieren meines Kindes nicht dazu dienen, dass ich jemandem imponiere. Mein Kind verdient meinen vollen Respekt, in dem Stadium des Bewusstseins, der Selbstsicherheit und des Erwerbs von Manieren zu sein, in dem es sich gerade befindet. Es ist nicht einfach, sich dabei wohl zu fühlen, wenn unser Kind nicht den Erwartungen der Gesellschaft entspricht – aber das Wissen, dass eben diese Erwartungen nicht zum Kind passen, hilft mir, mich zu entsinnen, für wessen Wohl ich einstehe. Vielleicht sind wir noch immer abhängig von der Zustimmung anderer wie in unserer Kindheit, als wir aufgefordert wurden, "Danke" zu sagen, und es taten, nur um unseren Eltern einen Gefallen zu tun. Wir müssen an unserem eigenen Selbstvertrauen arbeiten, damit wir weniger abhängig sind von der Zustimmung zum Verhalten unserer Kinder, um unser Selbstwertgefühl aufzuwerten.
Einen guten Eindruck auf Freunde, Familie oder Fremde zu machen, verliert eindeutig seinen Wert in Anbetracht des Wohles meines Kindes. Dennoch kann ich Freunden und Verwandten imponieren. Womit ich sie beeindrucke, ist nicht die Unterstützung ihrer Standards von Verhalten gegenüber Kindern. Statt dessen werde ich ihnen meinen Respekt meinem Kind gegenüber demonstrieren, und meine Stärke, mit der ich meinem eigenen Herzen und den Bedürfnissen meines Kindes folge.
Wie lernen sie dann gutes Benehmen?
Wie lernt ein Kind dann der Gesellschaft entsprechendes Benehmen? Können wir sicher sein, dass ein Kind sich nach seinem eigenen Zeitplan entwickelt und reift, so wie wir ihm vertraut haben, dass es laufen und sprechen lernen würde? Warum sind wir so in Eile, die Kinder dazu zu bringen, sich wie Erwachsene zu benehmen, bevor sie erwachsen werden?
Wenn Kinder Liebe und Respekt erfahren, lernen sie gutes Benehmen von allein, einfach aus dem Grund, weil sie in dieser Gesellschaft glücklich leben wollen. Wir können diese Entwicklung durch die folgenden vier Maßnahmen unterstützen:
1. Um einem Kind "beizubringen", dankbar zu sein, drücken Sie Ihre Dankbarkeit für seinen Beitrag zu Ihrem Leben aus: "Es macht so viel Spaß, den Nachmittag mit Dir zu verbringen." Wie Sie sich Ihrem Kind gegenüber verhalten, ist ihm Vorbild für sein eigenes Verhalten. Einem Kind vorzuschreiben, was es sagen soll, ist nicht respektvoll. Das ist nicht die Art von Benehmen, die Ihr Kind lernen soll. Ihm für seine Hilfe zu danken und ihm gegenüber freundlich und großzügig zu sein sind Ihre wichtigsten Lehrmittel.
2. Wir können durch unseren Umgang mit anderen Vorbilder sein, wenn wir Dankbarkeit ausdrücken, großzügig teilen und uns anderen gegenüber freundlich verhalten. Unsere Kinder werden das annehmen, was sie um sich herum sehen, hören und erfahren.
3. Damit Ihr Kind mit Freude gute Manieren lernt und es genießt, sich gut zu benehmen, muss es Sie dabei beobachten, wie Sie Spaß an solchem Benehmen haben. Es muss sehen, dass Sie echt, authentisch und völlig präsent sind, wenn Sie Dankbarkeit ausdrücken und anderen gegenüber nett sind.
4. Wir können weitreichende Freiheiten und Möglichkeiten bieten, schmerzliche Gefühle auszudrücken. Kinder können, wie Erwachsene, Gefühle der Freundlichkeit und des Gebens am besten erleben, wenn sie nicht mit der Verarbeitung unangenehmer Erfahrungen beschäftigt sind. Wenn ein Kind mir mitteilt "Ich hasse meine Schwester.", bestätige ich seine Gefühle und akzeptiere seinen emotionalen Ausbruch – nur dann kann es auch frei sein, seine Schwester zu lieben. Wenn Gefühle des Schmerzes und des Ärgers betäubt werden, schlafen die Liebe und die Freundlichkeit mit ihnen ein. Es ist ein Gesamtpaket.
Ich empfinde Dankbarkeit als gutes Hilfsmittel für ein positives Lebensgefühl, und als das Herzstück des guten Benehmens. Wir können sie den ganzen Tag über demonstrieren. Ich sage oft Dinge wie: ich bin so glücklich, dass ich dieses wundervolle Haus habe. Ich liebe diese Gemeinde. Wir haben so ein Glück, hier zu leben. Ich bin so dankbar, dass Bach vor mir geboren wurde, so dass ich seine unglaubliche Musik genießen kann Ich bin erstaunt und dankbar, dass ich lebe... Augen und Ohren habe... und so weiter. Dankbarkeit, Einfühlungsvermögen und Freundlichkeit können nicht gelehrt werden – man muss sie vorleben.
Kinder werden, was sie um sich herum aufsaugen. Seien Sie so, wie Ihre Kinder werden sollen, und behandeln Sie sie so, wie sie lernen sollen, sich anderen gegenüber zu verhalten.
Möglicherweise müssen wir vielmehr unseren Respekt unseren
Kindern gegenüber entwickeln. Es ist nicht leicht, aber sehr einfach:
bis sie erwachsen sind, werden Kinder das Benehmen von Erwachsenen erlernt
haben.
© Copyright Naomi Aldort
Dieser Artikel wurde leicht verändert aus Naomi's in Kürze erscheinenden Buch "Raising our children, raising ourselves" übernommen.
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Aus dem Amerikanischen übertragen von S. Mohsennia
Original: www.naturalchild.org/naomi_aldort/manners.html