Kreativität,
Spontaneität, Leidenschaft. Darüber
reflektieren unsere Autoren in dieser Ausgabe. Kinder decken spontan
die Wunder
mathematischer Konzepte auf, Teenager machen ihre Kunstleidenschaft
entschlossen
zu ihrem Beruf, junge Menschen erfreuen sich an ihren Erfolgen.
Die
Spontaneität erlischt auch, wenn wir den Zwang entwickeln, alles
perfekt zu
machen (was im besten Fall sowieso eine schwammige Definition ist).
Nehmen wir
beispielsweise Malen, Singen oder Klavierspielen. Ja, einige Menschen –
wie
jene, um die es in dieser Ausgabe geht – sind äußerst
begabte Künstler; aber
wir können alle malen und musizieren, um unsere Ideen und
Gefühle auszudrücken,
zu kommunizieren und allgemein unser Leben zu genießen und
schöner zu
gestalten. Allerdings nur, wenn wir nicht zu gehemmt werden, dies zu
tun, weil
jemand – Kunstkritiker, Lehrer, Eltern oder unsere eigene von unserem
geringen
Selbstwertgefühl genährte Selbstkritik – festlegt, was gute
Kunst ist und uns
mitteilt, dass unser Platz im Publikum ist.
Der
Weg zur Perfektion ist übersät mit Minen, die nur darauf
warten, die Freude am
Erschaffen und an der Spontaneität zu zerstören. Nehmen wir
das Kind, das Spaß
daran hat, auf dem Klavier herumzuklimpern. Irgendjemand kommt auf die
Idee,
dass dieses Kind aus seinem offensichtlichen Talent „etwas machen“
könnte, wenn
es mit dem „notwendigen Ernst“ bei der Sache wäre. In diesem
Moment hört der
angehende Künstler auf zu spielen, bekommt einen Lehrer und
fängt an zu üben.
Ein strenger Plan wird aufgestellt und man nimmt an Wettbewerben und
Prüfungen
teil, immer auf der Jagd nach dem heiligen Gral der Perfektion.
Natürlich
gibt es jene begnadeten Ausnahmen, die den Ehrgeiz haben, ihr
spezielles Talent
zu vervollkommnen, aber bei uns anderen kann die Freude und die
Spontaneität
des Spiels leicht auf der Strecke bleiben, wenn ein bestimmtes Ziel in
den
Vordergrund rückt. Es ist schade, wenn uns beigebracht wird, dass
Lernen Arbeit
ist, dass es ineffizient ist, verschiedene Wege auszuprobieren, dass es
nicht
in Ordnung ist, sich an der Entdeckung und der Erschaffung von etwas zu
erfreuen und dass die einzig lohnenswerten Beschäftigungen im
Leben jene sind,
für die wir Belohnung oder Anerkennung ernten.
© Copyright Wendy Priesnitz
Ursprünglich veröffentlicht als Vorwort in der Zeitschrift "Life Learning : the International Magazine of Self-Directed Learning", Jan./Feb. 2005, ISSN 1499-7533, S. 3.
Aus dem Englischen übertragen von S. Mohsennia.